Wieso Marktdaten zu Bikesharing und Fahrradabos?
Bikesharing ist in vielen Städten in Deutschland bereits etabliert und sichtbar. Fahrradabos sind dagegen noch weniger sichtbar und bekannt. Trotz wachsender Bedeutung fehlen in beiden Bereichen bisher Marktdaten auf bundesweiter Ebene. Führende Bikesharing- und Fahrradabo-Unternehmen sind Mitglieder von Zukunft Fahrrad. Mit der Erhebung von Marktdaten wollen wir dazu beitragen, die Bedeutung von Bikesharing und Fahrradabos für die kommunale Verkehrswende bekannter zu machen.
Bikesharing-Räder
115.070 Bikesharing-Räder in Deutschland am 1. September 2025
Darunter 57.440 E-Bikes und 1.950 Lastenräder (zumeist mit E-Antrieb). Zu den Lastenrädern zählen auch 700 freie Lastenräder von lokalen Initiativen des Verbands freie Lastenräder, aufgenommen wegen der Relevanz des Angebots, auch wenn meist keine automatisierte Ausleihe und Rückgabe gegeben ist.
15 von 17 angefragten Unternehmen sowie der Verband freie Lastenräder haben Daten geliefert. Nicht mehr rechtzeitig antworten konnte zwei kleinere Anbieter, deren Räderanzahl geschätzt wurde.
Private Fahrradabos
99.975 private Fahrradabos in Deutschland am 1. September 2025
Der E-Bike-Anteil liegt hier wegen einem relevanten Anteil an Kinderrädern (0% E-Bikes) und dem Ausschluss gewerblicher bzw. gewerblich genutzter Fahrradabos (fast 100% E-Bikes) deutlich unter dem von Bikesharing-Rädern. Die Angabe eines Wertes zum E-Bike-Anteil wäre nur bei gleichzeitiger Angabe der Anzahl von Kinderfahrradabos, privater Fahrradabos und gewerblicher Fahrradabos sinnvoll. Der Lastenrad-Anteil wird wegen zu geringer Anzahl entsprechender Anbieter aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht aufgeschlüsselt.
13 von 13 angefragten Unternehmen und die Stadt Stuttgart als Pionier eines kommunalen Fahrradabos haben Daten geliefert.
Zum Vergleich:
- 45.400 Carsharing-Autos gab es laut Marktdaten des Bundesverband Carsharing (BCS) im Januar 2025 in Deutschland
- 750.000 Dienstradleasing-Verträge wurden laut Studie von Deloitte und Zukunft Fahrrad 2024 in Deutschland abgeschlossen. 2,1 Mio. laufende Dienstradleasing-Verträge von Angestellten und Selbständigen gab es im Dezember 2024.
- 3,9 Mio. Fahrräder (darunter 53% E-Bikes) wurden laut Marktdaten des Zweirad-Industrie-Verband 2024 in Deutschland verkauft.
Es gibt mehr als 2,5x so viele Bikesharing-Räder und mehr als 2x so viele private Fahrradabos wie Carsharing-Autos in Deutschland. Deutlich häufiger als Fahrräder im Bikesharing und Fahrradabos sind jedoch Käufe und Dienstradleasing.
- Der durchschnittliche Kaufpreis für ein Fahrrad mit bzw. ohne E-Antrieb betrug 2024 laut ZIV-Marktdaten 2.650 bzw. 500 €. Laufende Kosten für Versicherung, Wartung und Reparaturen kommen hinzu.
- Ein privates Fahrradabo gibt es monatlich ab 15 Euro ohne und ab 55 € mit E-Antrieb. Kosten für Versicherung, Wartung und Reparaturen sind meist enthalten. Abos für Kinderräder gibt es ab 11 €. Die Stadt Stuttgart bietet als Pionier kommunaler Fahrradabos einen Sozialtarif ab 5 € monatlich für ein Kinderrad und ab 20 € für ein E-Lastenrad.
- Bikesharing ist bei einem Monatstarif ab 10 € in vielen öffentlichen Fahrradverleihsystemen kostenfrei für die ersten 30 Minuten jeder Ausleihe. Je gibt es jedoch eine Vielfalt an Tarifen. Im öffentlichen Fahrradverleihsystem in Hamburg ist für alle die erste halbe Stunde kostenlos.
Fahrradabos und Bikesharing bieten ohne größere Anfangsinvestition Fahrräder zu kalkulierbaren laufenden Kosten und bieten die Möglichkeit zusätzlicher Sozialtarife.
- 20.000 E-Bikes und 1.000 E-Lastenräder umfasst das kommunale E-Bike-Aboangebot in der Region von Paris. Ein Ausbau auf 40.000 E-Bikes ist geplant. Hinzu kommen erfolgreiche private Fahrradabo-Anbieter.
- Bei der Bikesharing-Nutzung lag Paris 2023 im europäischen Städtevergleich mit 36,9 Fahrten pro Tag und 1.000 Einwohner:innen vorne.
- Dresden und Karlsruhe kamen als bestplazierte deutsche Städte in dem Vergleich von 148 europäischen Städtevergleich auf Rang 14 und 17 mit knapp 10 Fahrten pro Tag und 1.000 Einwohner:innen. Beide Städte bauen ihre öffentlichen Bikesharing-Systeme weiter aus und bieten Synergien zwischen Biksharing- und ÖPNV-Tarifen bzw. dem Deutschlandticket.
(Europäische) Vorreiterstädte zeigen, wie groß das Potenzial von Bikesharing und Fahrradabos ist.

Unsere Forderungen an die Politik, um das Potenzial von Bikesharing und Fahrradabos effektiver zu nutzen:
- Etablierung von Bikesharing als kostengünstiger Bestandteil des ÖPNV inklusive Optimierung multimodaler Verknüpfungen
- Finanzierung von Sozialtarifen für Bikesharing und Fahrradabos aus dem Klima-Sozialfonds der EU und dem C02-Emissionshandel
- Steuerliche Vereinfachung von Mobilitätsbudgets, die als Gehaltsextra für nachhaltige Mobilitätsangebote wie Bikesharing und Fahrradabos genutzt werden können
Bikesharing-Systeme bieten das kurzfristige Nutzen von Rädern mit automatisierter Ausleihe und Rückgabe. Die Räder stehen an festen Stationen, in vorgegebenen Zonen oder frei im Straßenraum zur Verfügung. Abgerechnet wird pro Ausleihe und nach Leihdauer. Für regelmäßige Nutzer:innen gibt es unterschiedliche Tarifoptionen mit wöchentlicher oder monatlicher Zahlung. In wenigen Fällen ist die Nutzung von Bikesharing-Systemen z.B. auf Angehörige eines Unternehmens oder Mieter:innen einer Wohnanlage beschränkt. Touristische Mietangebote zählen nicht als Bikesharing-Systeme.
Ein privates Fahrradabo ist die exklusive private Nutzung eines Rades zu einem festen Monatsbetrag mit Rückgabeoption bzw. ohne Kaufverpflichtung. Die Mindestlaufzeit kann von unterschiedlicher Dauer sein. Im Abopreis enthalten sind je nach Anbieter auch Versicherung, Wartung und der Austausch im Schadensfall. Ausgabe und Rückgabe der Aboräder erfolgt je nach Anbieter in einem eigenen Store, bei einem Händler oder per Kurier. Das Dienstradleasing von Angestellten und Selbstständigen zählt nicht als Fahrradabo.
Die wichtigsten und am besten erhebbaren Kennwerte sind die Anzahl der aktiven Bikesharing-Räder und laufenden Fahrradabos. Die Liste anzufragender Anbieter wurde mit Expert:innen abgeglichen. Trotzdem dürften einige kleine lokale Anbieter nicht erfasst worden sein. Beim Bikesharing lief die Erhebung in den meisten Fällen über überregional tätige Bikesharing-Unternehmen und nicht die Vielzahl der Kommunen oder Verkehrsbetriebe als deren Auftraggeber. Mit zwei kleinen Ausnahme haben alle angefragten Anbieter vertraulich Auskunft zu ihrer Räderanzahl inklusive dem Anteil von E-Bikes und Lastenrädern gegeben. Die Antworten wurden mit öffentlichen Quellen abgeglichen, auf mögliche Doppelzählungen überprüft und aggregiert.
Die gewerbliche Nutzung von Fahrrädern nimmt zu und ist ein Schwerpunkt auch im Nationalen Radverkehrsplan 3.0 der Bundesregierung. Abo- und Mietmodelle sind hier stärker verbreitet als bei der privaten Nutzung. Allerdings sind sie weniger gut abgrenzbar und die Auskunftsbereitschaft einiger Anbieter stellte sich als geringer heraus. Deswegen fehlen gewerbliche Fahrradabos – trotz ihrer Bedeutung – in unserer Erhebung. Das betrifft auch die seit Corona stark gestiegene Anzahl soloselbständiger Food Delivery Rider, die als Privatpersonen ein gewerbliches Liefer-E-Bike im Abo haben.
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