Berlin 13. Oktober 2025
Erstmals Marktzahlen für Bikesharing und Fahrradabos in Deutschland
Fahrräder zum spontanen Leihen oder im monatlichen privaten Abo stehen für den Trend des Nutzens statt Besitzen im Mobilitätsverhalten. Bisher fehlten jedoch Marktdaten zu Bikesharing und Fahrradabos auf bundesweiter Ebene. Eine Erhebung des Wirtschaftsverbands Zukunft Fahrrad als Vertretung führender Anbieter zeigt nun erstmals ihre Gesamtzahl für Deutschland. Je mehr Räder auf den Straßen sind, desto mehr profitieren auch Kommunen – das zeigt eine EU-Studie von Ernst & Young, die positive Kosteneffekte von Bikesharingsystemen analysiert.
Das Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ schafft mehr Menschen Zugang zum Radfahren: Im Vergleich zum Kauf bieten Bikesharing und Fahrradabos kalkulierbare monatliche Kosten und erhöhen durch inkludierte Versicherungs- und Wartungskosten die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rad jederzeit nutzbar ist. Wer regelmäßig Fahrrad fährt, trägt zudem aktiv zur eigenen Gesundheit bei und entlastet nachweislich das Gesundheitssystem.
Laut der Zukunft Fahrrad-Erhebung sind in Deutschland aktuell 115.000 Bikesharing-Räder im Einsatz. Darunter fallen mehr als 57.000 E-Bikes und über 1.900 Lastenräder.
Rund 100.000 Fahrräder sind in privaten Fahrradabonnements unterwegs. Gewerbliche Abo-Fahrräder etwa für Food Delivery, touristische Fahrradvermietung sowie das Dienstradleasing sind in diesen Zahlen trotz ihrer Bedeutung nicht erfasst.
Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad: „Attraktive Sharing- und Abomodelle maximieren die Nutzung vorhandener Ressourcen: Die Fahrräder werden intensiver genutzt und bringen auch Menschen auf´s Rad, die sich kein eigenes Rad kaufen wollen oder können. Hier steckt ein großes Potenzial, kommunale Mobilität sozial gerecht und nachhaltig aufzustellen. Mit Sozialtarifen für Bikesharing und Fahrradabos kann die Politik dabei noch mehr Menschen mit geringem Einkommen Zugang zu komfortablen und jederzeit funktionstüchtigen Rädern bieten. Mittel aus dem Klima-Sozialplan der Bundesregierung wären hier besser investiert als ausschließlich ins viel diskutierte Social Leasing von E-Autos.”
Bedeutung von Bikesharing und Fahrradabos für Kommunen
Während bei Zukunft Fahrrad Anbieter von Bikesharing und Fahrradabos organisiert sind, sind in der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM) kommunale Aufgabenträger vertreten. Sie alle eint der Wunsch nach einer nachhaltigen Finanzierung von Bikesharing und seiner Integration in den ÖPNV.
Ann-Kathrin Schneider, Geschäftsführerin der DEPOMM, sieht klar die Chancen: „Das Mietrad hat mittlerweile einen genauso festen Platz in deutschen Städten wie der Bus. Die Hälfte aller Menschen, die sich ein solches Rad ausleihen, nutzen es bevor sie in öffentliche Verkehrsmittel einsteigen oder um die letzte Meile von der Bushaltestelle nachhause zurückzulegen. Das Mietrad ist ein wichtiger Teil des öffentlichen Nahverkehrs geworden. Für wenig Geld entlastet es Busse und Bahnen und reduziert PKW-Fahrten in Städten. Die Politik ist nun aufgefordert, Mietradsysteme als Teil des Öffentlichen Nahverkehrs anzuerkennen und entsprechend zu finanzieren.“
Neue Studie zeigt die gesamtgesellschaftlichen Vorteile von Bikesharing
Eine vom europäischen Verband Cycling Industries Europe und der EU in Auftrag gegebene morgen erscheinende Studie von Ernst & Young analysiert die positiven Kosteneffekte von Bikesharing-Systemen. Massive Kosteneinsparungen durch eingesparte Gesundheitskosten, erhebliche CO2-Einsparungen und weniger Staus sind nur einige der Argumente, die zeigen: Bikesharing ist nicht nur eine Mobilitätsform – es ist ein Schlüssel zu nachhaltiger, sozial gerechter und wirtschaftlich sinnvoller Mobilität. Wie sich die Vorteile genau beziffern, wird am 14. Oktober beim CIE Summit in Brüssel vorgestellt.
Link zu den Marktzahlen inklusive Methode und Definition von Bikesharing und Fahrradabos
Bikesharing und Fahrradabos im Klima-Sozialplan
Stimmen aus der Branche und den Kommunen
„In den ÖPNV-Tarif integrierte Mietradsysteme sind ein zentraler Baustein des Umweltverbunds. Sie erweitern die Verkehrsmittelvielfalt und ermöglichen die passende Wahl für jede Strecke. Damit Sharing-Angebote als Teil der Daseinsvorsorge wirken können, ist eine verlässliche öffentliche Finanzierung dringend erforderlich.“ – Frieder Zappe, Verkehrsverbund Rhein-Neckar
„Das Fahrrad- bzw. E-Bike-Abo ist ein einzigartiges Angebot, welches die positiven Nachhaltigkeitsaspekte (Nutzen statt Besitzen oder Ausleihen so lange ein Gegenstand benötigt wird, statt immer wieder neu zu kaufen) mit der Bequemlichkeit eines Full-Service kombiniert. Somit werden die Kunden – oder wie Swapfiets zu sagen pflegt „Mitglieder“ – dazu animiert, das Fahrrad, als gesunde und umweltfreundliche Mobilitätsalternative verstärkt zu nutzen, ohne etwas langfristig anschaffen oder sich um die Reparaturen des Gerätes sorgen zu müssen.“ – Andre Illmer, General Manager Swapfiets
„Bike-Sharing ist erschwingliche, aktive, saubere Mobilität, fördert die Gesundheit und reduziert Lärm- bzw. Schadstoffemissionen* im großen Stil. Denn mit der Realisierung eines öffentlichen Fahrradverleihsystems generiert eine Kommune mit einem Schlag tausende Radfahrende und macht sie jeden Tag sichtbar. Dabei sind die Investitions- und Betriebskosten so gering wie bei keinem anderen öffentlichen Verkehrsmittel, zumal Mietradsysteme den geringsten Flächenverbrauch haben.“ – Mareike Rauchhaus, Director of Communications and Public Policy nextbike
„Mit dem Abo-Angebot „Rössle Kids“ beschreitet die Landeshauptstadt Stuttgart Neuland im Bereich der Fahrradabos. Unser kommunales Angebot unterstützt gezielt einkommensschwache Familien und Alleinerziehende beim kostengünstigen Zugang zu Kinderfahrrädern. Die „Rössle Kids“ ergänzen unser Abo-Angebot „Stuttgarter Rössle“ für E-Lastenräder, damit alle Stuttgarter Familien ihren Mobilitätsalltag auch mit Kind und Kegel unabhängiger und komfortabel mit dem Fahrrad gestalten können.“ – Ralf Maier-Geißer, Stabsstellenleiter Grundsatz und Sonderaufgaben Stuttgart
„In einer flexibleren Arbeitswelt wird Mobilität neu gedacht – gerade in Städten. Nicht jeder möchte sich langfristig binden oder hohe Anschaffungskosten tragen. Ein E-Bike-Abo schließt genau diese Lücke: Es bietet flexible, sorgenfreie Mobilität ohne Verpflichtungen und bringt mehr Menschen nachhaltig aufs Rad.“ – Christian Springub, Gründer und Geschäftsführer Dance GmbH
„Ohne geteilte Mikromobilität ist die Verkehrswende kaum denkbar. Unsere Mitglieder bringen jeden Tag Hunderttausende Menschen auf E-Scootern und E-Bikes sicher ans Ziel. Über 210.000 E-Scooter leisten mit Millionen Fahrten bereits heute den Löwenanteil der geteilten Mikromobilität, während das E-Bike-Sharing dynamisch dazuwächst. Gemeinsam schaffen sie echte Alternativen zum Auto und verankern nachhaltige Mobilität im Alltag der Menschen.“ – Alexander Jung, Sprecher der AG Mikromobilität der Plattform Shared Mobility, die die Sharing-Anbieter Bolt, Lime und Voi vertritt
„Laut einer jüngsten Bitkom-Studie sehen 8 von 10 Deutschen Sharing-Angebote als umweltfreundliche und kostengünstige Alternative. Rund die Hälfte wünscht sich Förderung der Politik für Shared Mobility. Auch bei Dott sehen wir ein stetig wachsendes Interesse einer breiten Bevölkerungsschicht an Leih-Fahrrädern, was nachweislich auch zur erhöhten Nutzung des ÖPNV-Angebots beiträgt. Ein vielfältiges, multimodales und eng verzahntes lokales Mobilitäts-Ökosystem mit Shared Mobility und ÖPNV ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende.“ – Christine Wenzel, Director Public Policy DACH Dott
„Bikesharing-Systeme wie Call a Bike haben sich über die vergangenen Jahre als zentrales Element der urbanen Mobilität etabliert. Da immer mehr Menschen gesunde und umweltfreundliche Mobilitätslösungen suchen, setzen wir vor allem auf die nahtlose Verknüpfung von Bahn und Fahrrad innerhalb der Mobilitäts- und Reiseketten. Zudem gehen wir mit Angeboten wie dem DB Faltrad-Abo auf das wachsende Bedürfnis nach Flexibilität ein und schaffen weitere Angebote für individuelle Anschlussmobilität.“ – Clemens Rath, Leiter Produktentwicklung und -management Bikesharing DB Connect
„Das Bike Abo macht hochwertige E-Bikes und Cargo-Bikes einfach zugänglich. Es vereint Flexibilität mit umfassendem Service und erfüllt so den Bedarf an sorgenfreier, alltagstauglicher Mobilität. Abo-Modelle werden zukünftig noch nachhaltigere Nutzungskreisläufe, engere Kundenbindungen und stärkere Individualisierung im Markt möglich machen. Damit sind sie ein wichtiger Baustein für die zukunftsfähige, nutzerzentrierte und nachhaltige Mobilität von Morgen.“ – Markus Papke-Winkler, Chief Innovation Officer, Riese & Müller
„Bike Sharing und insbesondere E-Lastenrad Sharing sind für uns ein Schlüsselbaustein der urbanen Mobilität. Mit den Donau Donkeys schaffen wir eine flexible und nachhaltige Alternative zum Auto, die täglich wächst und von immer mehr Menschen genutzt wird. Wir sehen großes Potenzial darin, dass Sharing-Angebote künftig noch stärker als selbstverständlicher Teil der städtischen Infrastruktur verankert werden.“ – Philipp Scharl, Leitung Finanzen und Administration Feine Räder GmbH / Donau Donkeys
„Fahrradabos sind für uns ein zentraler Baustein einer urbanen Mobilität, die allen offensteht. Sie bieten nicht nur Nutzer:innen mehr Flexibilität und Komfort, sondern ermöglichen auch unseren Partnern in der Wohnungswirtschaft und in Unternehmen eine Refinanzierung der bereitgestellten Infrastruktur. Unser Pilotprojekt zeigt, dass besonders saisonale Abo-Modelle gut angenommen werden. Wir entwickeln unser System laufend weiter – mit dem Ziel, Angebote zu schaffen, die sich flexibel in den Alltag integrieren lassen und gleichzeitig den Weg zur 5-Minuten-Lastenradstadt ebnen.“ – Kai von Borck, Geschäftsführer sigo green Gmbh
„Lastenrad- und Bikesharing hat sich in vielen Städten vom Nischenprojekt zu einem festen Bestandteil urbaner Mobilität entwickelt. Öffentlich geförderte Systeme geraten allerdings angesichts kommunaler Sparzwänge unter Druck. Wachstumspotenzial liegt in Quartiersmobilitätskonzepten, in denen Sharing-Lastenräder fest im Wohnumfeld verankert und Pkw-Stellplätze reduziert werden.“ – Richard Kemmerzehl, Gründer & Geschäftsführer von eVehicle for You
„Wir glauben daran, dass durch Fahrrad-Abos immer mehr Familien, unabhängig von ihrer Einkommenssituation, Zugang zu langlebigen, nachhaltigen Qualitäts-Rädern bekommen, anstatt zu “Einmal-Artikeln” greifen zu müssen, die anschließend auf dem Müll landen. Das trägt nicht nur dazu bei, eine enkelfähige Welt zu erhalten, sondern gleichzeitig lernt die nächste Generation von Klein auf das Prinzip “Access-Over-Ownership” kennen.“ – Manuel Heinemann, Co-Founder und Geschäftsführer nomadi GmbH
„Für stadtmobil Hannover ist das Angebot von etwa 35 Lastenrädern neben dem Carsharing eine Möglichkeit, sich noch breiter als Mobilitätsanbieter aufzustellen. Für die NutzerInnen ist es eindeutig ein Gewinn, auf eine so umweltfreundliche und günstige Alternative für ihren individuellen Mobilitätsmix zurückgreifen zu können.“ – Maaret Westphely, Geschäftsführerin Stadtmobil Hannover GmbH
„Freies Lastenradsharing ist mehr als nur ein Mobilitätsangebot, da es soziale Teilhabe ohne Kostenbarrieren fördert und lokale Nachbarschaften stärkt. In über 180 Städten – darunter viele Kleinstädte – tragen unsere Mitgliedsvereine dazu bei, den Kfz-Verkehr zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.“ – Matthias Philipp, Sprecher Verband Freie Lastenräder VFL
„Mit OLLO gestalten wir Kindermobilität neu. Unsere leichten, coolen Bikes wachsen dank Abo-Modell mit: Eltern abonnieren stets die passende Größe, Kinder fahren sicher und mit Freude. Nach der Rückgabe werden die Räder von Profis vor Ort aufbereitet und erneut ins Abo gebracht – für mehr Langlebigkeit, weniger Ressourcenverbrauch und ein echtes Win-win-win für Kinder, Eltern und Umwelt.“ – Marc Walter, Geschäftsführer ollo GmbH
Kontakt:
Mareike Schodder, Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Zukunft Fahrrad, Pressesprecherin
presse@zukunft-fahrrad.org | Tel. 0160 – 795 80 27
Elias Dieterle, Kommunikation & Projektmanagement Deutsche Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM)
elias.dieterle@depomm.de | Tel. 0151 74 31 02 69
Bild von Swapfiets
Zukunft Fahrrad vertritt die Interessen der innovativen Fahrradwirtschaft in Deutschland. Zu den über 100 Mitgliedern gehören Dienstleister, Hersteller, Anbieter von Soft- und Hardware der Digitalisierung, Händler sowie Zulieferer der Fahrradwirtschaft. Vom Start-up bis zum Global Player eint sie das Ziel einer ambitionierten und Radverkehr fördernden Verkehrspolitik. Zukunft Fahrrad setzt sich für die Transformation der Mobilitätswirtschaft in Deutschland ein und arbeitet daran, Deutschland als stark wachsenden und innovativen Standort der Fahrradwirtschaft zu einem internationalen Leitmarkt zu machen. Mehr Informationen unter www.zukunft-fahrrad.org.
