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Zum autofreien Tag am 22. September:
 StVO modernisieren, um Infrastruktur für S‑Pedelecs fit zu machen

Ber­lin, 20. Sep­tem­ber 2021.

Schnel­le Pedelecs, auch S‑Pedelecs genannt, ber­gen gro­ßes Poten­zi­al, den Auto­ver­kehr auf kli­ma­freund­li­che Alter­na­ti­ven zu ver­la­gern. Zum auto­frei­en Tag am 22.09.2021 ver­öf­fent­li­chen der öko­lo­gi­sche Ver­kehrs­club VCD, Bun­des­ver­band Zukunft Fahr­rad e.V. (BVZF) und der Ver­bund Ser­vice und Fahr­rad (VSF) ein Hin­ter­grund­pa­pier, das zeigt, wel­che Stär­ken S‑Pedelecs haben und wie sie den Mobi­li­täts­mix sinn­voll ergän­zen.

Ber­lin, 20. Sep­tem­ber 2021 –  Sep­tem­ber 2021. Die größ­te Stär­ke von S‑Pedelecs liegt in ihrer Geschwin­dig­keit: über 30km/h sind mit ihnen mög­lich, damit kön­nen sie auch auf län­ge­ren Stre­cken pro­blem­los das Auto erset­zen. Beson­ders für Pen­deln­de sind die schnel­len, von einem Elek­tro­mo­tor unter­stütz­ten, Speed-Pedelecs eine kli­ma- und gesund­heits­freund­li­che Mobi­li­täts­al­ter­na­ti­ve, die auch Kraft und im Ver­gleich zum Auto Kos­ten spart. Stu­di­en zei­gen jedoch, dass bis­lang nur 11 Pro­zent der Wege im Berufs­ver­kehr mit dem Rad zurück­ge­legt wer­den, obwohl 64 Pro­zent aller Pkw-Fahrt­stre­cken kür­zer als 10 km sind. Aus Sicht der Mobi­li­täts­ver­bän­de besteht hier ein gro­ßes, unge­nutz­tes Ver­la­ge­rungs­po­ten­zi­al gera­de auch bei Stre­cken, die län­ger als 10 km sind. 

Anika Meen­ken, VCD-Spre­che­rin für Rad­ver­kehr und Mobi­li­täts­bil­dung: „Um die Kli­ma­zie­le im Ver­kehr zu errei­chen, kom­men wir nicht umhin, das Auto­auf­kom­men dras­tisch zu redu­zie­ren. Das Poten­zi­al von S‑Pedelecs wur­de bis­lang ver­nach­läs­sigt und das kön­nen und dür­fen wir uns nicht län­ger leis­ten. S‑Pedelecs sind eine sinn­vol­le und wirk­sa­me Ergän­zung für einen kli­ma- und gesund­heits­freund­li­chen Mobi­li­täts­mix – sofern die Poli­tik die pas­sen­den Rah­men­be­din­gun­gen schafft.

Dass S‑Pedelecs in Deutsch­land für vie­le noch kei­ne attrak­ti­ve Alter­na­ti­ve sind, liegt vor allem an man­geln­der Infra­struk­tur und kom­pli­zier­ten Rege­lun­gen. Laut StVO gel­ten sie als Kleinst­kraft­rä­der und dür­fen des­halb nur auf Stra­ßen gefah­ren wer­den. Rad, Wald- oder Feld­we­ge sind für S‑Pedelecs unter­sagt. Dadurch ist der direk­te Weg von A nach B oft nicht mög­lich und zeit­auf­wen­di­ge Umwe­ge müs­sen ein­ge­plant wer­den. Die­ses Ver­bot ist für die Ver­bän­de nicht nach­voll­zieh­bar. Denn die durch­schnitt­lich gefah­re­ne Geschwin­dig­keit liegt auch bei S‑Pedelecs nur bei rund 23 km/h – das ent­spricht schnel­lem Rad­fah­ren ohne zusätz­li­chen Antrieb.
 

Alex­an­der Rosen­thal, Refe­rent für poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on des BVZF: „Das S‑Pedelec kann für Pendler*innen auch für län­ge­re Stre­cken eine ech­te umwelt­freund­li­che Kon­kur­renz zum PKW sein. Und es ist abso­lut ver­kehrs­taug­lich: gedros­selt auf dem Rad­weg und voll aus­ge­fah­ren auf der Stra­ße kann man gut ange­passt und ohne gro­ße Manö­ver im Ver­kehrs­fluss mit­schwim­men. Damit das S‑Pedelecs noch attrak­ti­ver wird, muss die zu star­re Auto­stra­ßen-Benut­zungs­pflicht refor­miert wer­den.

Die Infra­struk­tur­pro­ble­ma­tik spie­gelt sich auch in den Ver­kaufs­zah­len wider. Ledig­lich ein Pro­zent aller ver­kauf­ten E‑Bikes in Deutsch­land sind S‑Pedelecs, wäh­rend ihr Anteil in der Schweiz mit etwa 25 Pro­zent deut­lich höher liegt. Dabei über­zeu­gen die Gefähr­te nicht nur mit ihrer Geschwin­dig­keit, son­dern auch durch ihre Flä­chen­ef­fi­zi­enz. Da sie nur 10 Pro­zent der Stell­platz- und 20 Pro­zent der Ver­kehrs­flä­che eines Autos bean­spru­chen, ent­las­ten sie das Ver­kehrs­auf­kom­men maß­geb­lich.

Jas­per Berg, Lei­ter des VSF-Haupt­stadt­bü­ros: „Wenn wir es schaf­fen, gemein­sam mit der Poli­tik bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen für das S‑Pedelec zu gestal­ten, kön­nen wir vie­len Men­schen – beson­ders Pendler*innen mit län­ge­ren Stre­cken – eine ech­te Alter­na­ti­ve zum Auto anbie­ten. Im Ergeb­nis kön­nen wir Ver­kehrs­strö­me ent­zer­ren, Flä­chen effi­zi­en­ter nut­zen, unse­rer Gesund­heit einen Gefal­len tun und einen Bei­trag zur Errei­chung der Kli­ma­zie­le im Ver­kehr leis­ten.“

Um das Poten­zi­al von S‑Pedelecs für die Ver­kehrs­wen­de zu nut­zen, braucht es aus Sicht des VCD, BVZF, VSF eine Erwei­te­rung des Wege­net­zes. Kom­mu­nen müs­sen die Ent­schei­dungs­ho­heit haben, geeig­ne­te Rad­we­ge sowie Fahr­rad­stra­ßen und Rad­schnell­we­ge­ver­bin­dun­gen für S‑Pedelecs frei­zu­ge­ben. Außer­dem müs­se mehr Auf­klä­rung über Unter­schie­de zu nor­ma­len (E-) Fahr­rä­dern betrie­ben wer­den, um aggres­si­vem Ver­hal­ten oder ris­kan­ten Über­hol­ma­nö­vern von Auto­fah­ren­den vor­zu­beu­gen. Nur wenn die rich­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den, kön­nen mög­lichst vie­le kli­ma­freund­lich und sicher auch auf den schnel­len Zwei­rä­dern unter­wegs sein.


Hier geht es zum Hin­ter­grund­pa­pier S‑Pedelecs.

Hier fin­den Sie die Pres­se­mel­dung als PDF-Datei.


Öko­lo­gi­scher Ver­kehrs­club VCD
Der öko­lo­gi­sche Ver­kehrs­club VCD ist ein gemein­nüt­zi­ger Umwelt­ver­band, der sich für eine umwelt­ver­träg­li­che, siche­re und gesun­de Mobi­li­tät ein­setzt. Im Mit­tel­punkt steht dabei der Mensch mit sei­nen Bedürf­nis­sen und Wün­schen für ein mobi­les Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerech­tes und zukunfts­fä­hi­ges Mit­ein­an­der zwi­schen allen Men­schen auf der Stra­ße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unter­wegs sind. Dafür arbei­tet er vor Ort mit zwölf Lan­des­ver­bän­den und rund 140 Kreis­ver­bän­den und Orts­grup­pen, bun­des­weit und euro­pa­weit ver­netzt. Rund 55.000 Mit­glie­der, Spen­der und Akti­vis­tin­nen unter­stüt­zen die Arbeit des VCD für eine zukunfts­fä­hi­ge Mobi­li­tät. Mehr Infor­ma­tio­nen unter http://www.vcd.org

Kon­takt: Fran­zis­ka Fischer, Anne Fröh­lich, Mag­da­le­na Rei­ner, VCD-Pres­se­stel­le | Tele­fon 030/280351–12 | presse@vcd.org

Der Bun­des­ver­band Zukunft Fahr­rad (BVZF)
Der Bun­des­ver­band Zukunft Fahr­rad (BVZF) ist ein Zusam­men­schluss dyna­mi­scher und inno­va­ti­ver Unter­neh­men aller Berei­che der Fahr­rad­wirt­schaft: Dienst­leis­ter, Her­stel­ler, Start-ups der Digi­ta­li­sie­rung, Händ­ler und Zulie­fe­rer. Der Schwer­punkt liegt im Bereich der Dienst­leis­tun­gen. Als neue und eta­blier­te Unter­neh­men in einem stark wach­sen­den und sich ste­tig ver­än­dern­den Markt haben alle ein gemein­sa­mes Ziel: die nach­hal­ti­ge Mobi­li­täts­wen­de. Mehr Infor­ma­tio­nen unter www.zukunft-fahr­rad.org.

Kon­takt: Andrea Rich­ter | presse@bvzf.org | Tel. 0160 79 58 027

Ver­bund Ser­vice und Fahr­rad (VSF)
Der VSF ist ein unab­hän­gi­ger Fach­ver­band der Fahr­rad­bran­che, der mehr als 300 Händ­ler, Her­stel­ler und Dienst­leis­ter ver­tritt. Er steht für einen hohen Qua­li­täts­an­spruch, Nach­hal­tig­keit, Fair­ness und Ver­läss­lich­keit. Sei­ne Kern­kom­pe­ten­zen lie­gen in der Ver­net­zung der Bran­che und in der Zusam­men­ar­beit mit der Poli­tik. Der VSF ent­wi­ckelt inno­va­ti­ve Kon­zep­te für den unter­neh­me­ri­schen Erfolg sei­ner Mit­glie­der und enga­giert sich lei­den­schaft­lich für einen wach­sen­den Rad­ver­kehrs­an­teil. Sei­ne Mit­glie­der und Part­ner schät­zen die inten­si­ve Zusam­men­ar­beit und das star­ke Gemein­schafts­ge­fühl. Mehr Infor­ma­tio­nen unter http://www.vsf.de/.

Kon­takt: Mela­nie Harms-Ensink | Tel.: +49 6421 – 8854 729 | presse@vsf-mail.de


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