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Mobilitätsgipfel im Kanzleramt: Verkehrswende ist mehr als E‑Auto

Ber­lin, 9. Janu­ar 2023.

Ver­bän­de kri­ti­sie­ren: Ver­al­te­tes Mobi­li­täts­ver­ständ­nis gefähr­det Kli­ma­zie­le

Der von Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz ein­be­ru­fe­ne „Mobi­li­täts­gip­fel“ ist aus Sicht meh­re­rer Fahr­rad- und Ver­kehrs­ver­bän­de ein Beleg dafür, dass die Ver­kehrs­wen­de noch nicht im Kanz­ler­amt ange­kom­men ist. Dass es bei dem Tref­fen zwar laut Ankün­di­gung um die Trans­for­ma­ti­on der Mobi­li­täts­wirt­schaft gehen soll, aber fast aus­schließ­lich Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Auto­mo­bil­bran­che ein­ge­la­den sind, kri­ti­sie­ren die Alli­anz pro Schie­ne, der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad­club (ADFC), der Zwei­rad-Indus­trie-Ver­band (ZIV) und Zukunft Fahr­rad. Dies steht aus Sicht der Ver­bän­de für ein völ­lig ver­al­te­tes Mobi­li­täts­ver­ständ­nis. Sie for­dern von Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz, die Ver­kehrs­wen­de als Gan­zes anzu­ge­hen und zur Chef­sa­che zu machen.

Der Geschäfts­füh­rer der Alli­anz pro Schie­ne, Dirk Fle­ge, sag­te am Mon­tag:
Was frü­her ein­mal Auto­gip­fel genannt wur­de, hat jetzt ein neu­es Label bekom­men – die Inhal­te sind aber die alten. Das Kanz­ler­amt betreibt hier Eti­ket­ten­schwin­del und beweist, dass es die Trans­for­ma­ti­on der Mobi­li­täts­wirt­schaft nicht im Gro­ßen und Gan­zen denkt, son­dern Mobi­li­tät mit E‑Auto gleich­setzt. Die Ver­kehrs­wen­de ist aber mehr als eine Antriebs­wen­de beim Auto. Der gro­ße Feh­ler der selbst­er­nann­ten Auf­bruch-Regie­rung ist es, dass sie ver­kehrs­po­li­tisch genau­so wei­ter­macht wie ihre Vor­gän­ger-Regie­run­gen: Jedes Ver­kehrs­mit­tel wird iso­liert betrach­tet, es wird nicht das gro­ße Gan­ze in den Blick genom­men. Das ist ein Beleg für eine völ­lig falsch ver­stan­de­ne Ver­kehrs­wen­de.

Zu dem Gip­fel unter dem Titel „1. Spit­zen­ge­spräch der Stra­te­gie­platt­form Trans­for­ma­ti­on der Auto­mo­bil- und Mobi­li­täts­wirt­schaft“ sind vor allem Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Auto­her­stel­lern und Zulie­fe­rern ein­ge­la­den.

Die Bun­des­vor­sit­zen­de des ADFC, Rebec­ca Peters, sagt:
Die Mär von der Auto-Abhän­gig­keit zieht nicht mehr. Die Men­schen sind längst bereit, für kür­ze­re Stre­cken das Auto ste­hen zu las­sen und das Rad zu neh­men. Das Pro­blem ist nur: es gibt nicht genü­gend Rad­we­ge in Deutsch­land. Dabei kann der Aus­bau der Rad­we­ge­net­ze ganz schnell gehen, wenn die recht­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen stim­men. Der Bund muss end­lich das Stra­ßen­ver­kehrs­recht so refor­mie­ren, dass Kom­mu­nen schnell Rad­we­ge bau­en kön­nen. Der Bun­des­kanz­ler muss das anschie­ben, denn Minis­ter Wis­sing will eher den Auto­bahn­aus­bau als den Rad­we­ge­aus­bau beschleu­ni­gen.

Burk­hard Stork, Geschäfts­füh­rer des Zwei­rad-Indus­trie-Ver­bands (ZIV):
E‑Autos und sin­ken­de Auto­nut­zung wer­den zu weni­ger Arbeits­plät­zen in der Auto­mo­bil­in­dus­trie füh­ren. Stu­di­en zei­gen aber schon lan­ge, dass es in der moder­nen Mobi­li­tät künf­tig mehr Arbeits­plät­ze als bis­her geben wird. Ein Bau­stein ist die Fahr­rad­wirt­schaft. Allein die Läden und Werk­stät­ten mel­den aktu­ell einen Bedarf von 15.000 Mit­ar­bei­ten­den, hin­zu kom­men Her­stel­lung von Fahr­rä­dern und die mas­siv wach­sen­den Dienst­lei­tungs­be­rei­che. Aber wenn der Kanz­ler nur mit den Auto­kon­zer­nen redet, wer­den die­se Mög­lich­kei­ten nicht vor­kom­men!

Wasi­lis von Rauch, Geschäfts­füh­rer Zukunft Fahr­rad:
Der Ver­kehrs­sek­tor steht wegen sei­ner geris­se­nen CO2-Ein­spar­zie­le unter Druck. Drän­gen­der kann Hand­lungs­be­darf nicht sein. Fahr­rad­för­de­rung wirkt schnell und ist kos­ten­ef­fi­zi­ent. Es ist Pflicht­pro­gramm, jetzt alles aus dem Fahr­rad raus­zu­ho­len. Kli­ma­schutz ohne Fahr­rad und E‑Bike ist wie Schach ohne Dame. Mehr als die Hälf­te aller All­tags­we­ge las­sen sich mit dem Rad machen, das Ein­spar­po­ten­zi­al ist enorm. Wir kön­nen uns die ein­sei­ti­ge fis­ka­li­sche, wirt­schafts- und ver­kehrs­po­li­ti­sche Fokus­sie­rung auf das Auto nicht mehr leis­ten. Ohne uns gibt es kei­ne Ver­kehrs­wen­de.“ 

Die vier Ver­bän­de for­der­ten Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz dazu auf, ange­sichts der dra­ma­tisch ver­fehl­ten Kli­ma­zie­le im Ver­kehrs­sek­tor die Ver­kehrs­wen­de zur Chef­sa­che zu machen.


Kon­takt:

Ele­na Laid­ler-Zet­tel­mey­er
Lei­tung Stra­te­gi­sche Koope­ra­tio­nen

Zukunft Fahr­rad
0151 42026403
elena.laidler.zettelmeyer@bvzf.org

Sabri­na Wend­ling
Pres­se­spre­che­rin

Alli­anz pro Schie­ne
030 246 25 99 – 20
0160 727 00 26
sabrina.wendling@allianz-pro-schiene.de

Ste­pha­nie Kro­ne
Pres­se­spre­che­rin

ADFC
030 209 1498 65
0160 3069 202
stephanie.krone@adfc.de

Rei­ner Kol­berg
Lei­ter Pres­se­ar­beit & Bran­chen­kom­mu­ni­ka­ti­on

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030 439 735 767
presse@ziv-zweirad.de


Zukunft Fahr­rad ist ein Zusam­men­schluss dyna­mi­scher und inno­va­ti­ver Unter­neh­men aller Berei­che der Fahr­rad­wirt­schaft: Dienst­leis­ter, Her­stel­ler, Start-ups der Digi­ta­li­sie­rung, Händ­ler und Zulie­fe­rer. Der Schwer­punkt liegt im Bereich der Dienst­leis­tun­gen. Als neue und eta­blier­te Unter­neh­men in einem stark wach­sen­den und sich ste­tig ver­än­dern­den Markt haben alle ein gemein­sa­mes Ziel: die nach­hal­ti­ge Mobi­li­täts­wen­de. Mehr Infor­ma­tio­nen unter www.zukunft-fahrrad.org.


Foto von Kathy via Uns­plash