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Bündnis: Verkehrswende braucht Zeitenwende

Gewerk­schaf­ten, Schie­nen- und Fahr­rad­ver­bän­de wer­ben für ein­deu­ti­ge Prio­ri­sie­rung umwelt­freund­li­cher Ver­kehrs­trä­ger

Ber­lin, 10. Janu­ar 2024

Genau ein Jahr nach dem ers­ten Mobi­li­täts­gip­fel der Bun­des­re­gie­rung for­dert ein Bünd­nis aus Ver­bän­den und Gewerk­schaf­ten kla­re Prio­ri­tä­ten in der Ver­kehrs­po­li­tik. IG Metall, EVG, Alli­anz pro Schie­ne, ADFC und Zukunft Fahr­rad appel­lie­ren an die Koali­ti­on, in der ver­blei­ben­den Amts­zeit ihre Ver­kehrs­po­li­tik stär­ker an öko­lo­gi­schen und sozia­len Kri­te­ri­en aus­zu­rich­ten und die Indus­trie für ver­än­der­te Arbeits­plät­ze zu wapp­nen. Ziel muss dem Bünd­nis zufol­ge eine gesetz­lich ver­an­ker­te Mobi­li­täts­ga­ran­tie für alle Men­schen in Deutsch­land sein.

Neue Priorisierung und Finanzierungsgrundlage

Am Anfang müs­se ein ein­deu­ti­ges Bekennt­nis zu neu­en Prio­ri­tä­ten in der Ver­kehrs­po­li­tik ste­hen, sag­te der der EVG-Vor­sit­zen­de Mar­tin Bur­kert. „Mobi­li­tät ist mehr als Auto­mo­bi­li­tät. Auto­bah­nen und Bun­des­stra­ßen hat Deutsch­land genug, Schie­nen­stre­cken und Rad­schnell­we­ge zu wenig“, so Bur­kert. Die­ser neu­en Prio­ri­sie­rung müs­se auch eine ande­re Art der Finan­zie­rung fol­gen. „Es braucht einen ver­kehrs­trä­ger­über­grei­fen­den Infra­struk­tur­fonds nach Schwei­zer Vor­bild, der für meh­re­re Jah­re auf­ge­stellt wird. Nur so gibt es eine siche­re Finan­zie­rungs­grund­la­ge für die Ver­kehrs­wen­de.“

Der Geschäfts­füh­rer der Alli­anz pro Schie­ne, Dirk Fle­ge, sag­te dazu: „Finanz­mit­tel aus dem Neu­bau von Bun­des­fern­stra­ßen müs­sen zur Gegen­fi­nan­zie­rung umge­schich­tet und Steu­ern im Mobi­li­täts­be­reich neu aus­ge­rich­tet wer­den.“

Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen

Auch bei der Rad­in­fra­struk­tur sieht das Bünd­nis gro­ßen Nach­hol­be­darf. ADFC-Bun­des­vor­sit­zen­der Frank Masu­rat sagt: „Um das im Natio­na­len Rad­ver­kehrs­plan ver­ein­bar­te Ziel von dop­pelt so viel Fahr­rad­ver­kehr und gleich­zei­tig mehr Sicher­heit für Rad­fah­ren­de zu errei­chen, muss die Bun­des­re­gie­rung das Stra­ßen­ver­kehrs­ge­setz fahr­rad­freund­lich refor­mie­ren. Das aktu­el­le Gesetz bremst die Kom­mu­nen beim Bau von siche­ren und attrak­ti­ven Rad­we­gen aus. Das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um hat dazu einen Geset­zes­vor­schlag gemacht, der vom Bun­des­tag beschlos­sen wur­de. Doch jetzt ste­hen eini­ge Bun­des­län­der mit vor­ge­scho­be­nen Argu­men­ten auf der Brem­se. Es ist zynisch, dass sie die Pri­vi­le­gi­en des Auto­ver­kehrs zulas­ten der Sicher­heit von Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rern zemen­tie­ren wol­len.

Wir appel­lie­ren drin­gend an Bund und Län­der, noch in die­ser Legis­la­tur eine Eini­gung zu fin­den. Die Reform des Stra­ßen­ver­kehrs­ge­set­zes bringt nicht weni­ger Ver­kehrs­si­cher­heit, son­dern mehr!“

Klimaschutz fördern: steuerliche Lenkung anpassen

Dar­über hin­aus braucht es wei­te­re Anrei­ze, um auf nach­hal­ti­ge Ver­kehrs­mit­tel umzu­stei­gen. „Bei allen steu­er­li­chen Len­kungs­in­stru­men­ten im Ver­kehrs­sek­tor muss gel­ten, dass die am wenigs­ten kli­ma­schäd­li­chen Ver­kehrs­mit­tel am stärks­ten geför­dert wer­den. Die Bun­des­re­gie­rung könn­te die steu­er­li­chen Rege­lun­gen jeder­zeit ent­spre­chend anpas­sen“, sag­te Ele­na Laid­ler-Zet­tel­mey­er, Lei­tung Stra­te­gi­sche Koope­ra­tio­nen bei Zukunft Fahr­rad. „Anrei­ze wer­den auch durch eine ver­ein­fach­te Besteue­rung geschaf­fen. Eine unkom­pli­zier­te Anwen­dung eines Mobi­li­täts­bud­gets im betrieb­li­chen Kon­text schafft Wahl­frei­heit und för­dert den Umstieg auf nach­hal­ti­ge Ver­kehrs­mit­tel abseits vom Dienst­wa­gen.“

Zur Ver­kehrs­wen­de gehört für das Bünd­nis auch, ver­än­der­te und neue Arbeits­plät­ze mit­zu­den­ken und deren Qua­li­tät zu sichern. „Die Ver­kehrs­wen­de hat das Poten­zi­al für eine Beschäf­ti­gungs­of­fen­si­ve. Dafür braucht es eine akti­ve Indus­trie­po­li­tik und gute Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten für Beschäf­tig­te von Unter­neh­men, die in der Trans­for­ma­ti­on ste­cken. Betriebs­rä­te müs­sen dabei von Anfang an eng ein­ge­bun­den wer­den“, sag­te der Zwei­te Vor­sit­zen­de der IG Metall, Jür­gen Ker­ner. „Die Bun­des­re­gie­rung muss dafür Sor­ge tra­gen, Arbeits­plät­ze in Deutsch­land und Euro­pa zu för­dern. Sie soll­te per Gesetz sicher­stel­len, dass min­des­tens 50% der Bus­se und Bah­nen ‚made in Euro­pe‘ sind, wenn die öffent­li­che Hand Ver­kehrs­dienst­leis­tun­gen ver­gibt oder öffent­li­che Ver­kehrs­un­ter­neh­men Fahr­zeu­ge für den Per­so­nen­trans­port beschaf­fen.“

Das Bünd­nis regt an, in Deutsch­land eine Mobi­li­täts­ga­ran­tie ein­zu­füh­ren – so wie sie in Öster­reich und der Schweiz bereits exis­tiert. „Das bedeu­tet Min­dest­stan­dards im gan­zen Land und einen gesetz­li­chen Anspruch auf Mobi­li­täts­dienst­leis­tun­gen“, sag­te Dirk Fle­ge im Namen aller Betei­lig­ten. „Die Ver­kehrs­wen­de ist auch eine Chan­ce, dass vie­les bes­ser wird – öko­lo­gisch, öko­no­misch und sozi­al.“

Das gemein­sa­me Posi­ti­ons­pa­pier fin­den Sie hier zum Down­load.


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